WGS84 vor Ablösung
Gecoacher, die sich mit den etwas verborgeneren Einstellungen ihrer GPS Receiver (GPSr) auseinandergesetzt haben oder sich auch für die Funktionsweise von GPS interessieren, sind sicherlich schon einmal über die Abkürzung „WGS84“ gestolpert. Kurz erklärt: WGS84 ist ein Referenzsystem, das mittels Bezugspunkten auf der Erde (momentan 12 „Fundamentalstationen“), einem „groben“ dreidimensionalen Referenzkörper und einer Verfeinerung dieses Referenzkörpers (dem „Geoiden“) definiert ist. So weit so schön. Wie nun doch die Zahl „84“ in WGS84 vermuten lässt, wurde dieses Referenzsystem im Jahre 1984 definiert und seitdem nur zaghaft „angefasst“. Wie wir jedoch alle täglich mitbekommen, macht die Wissenschaft nie Pause und so steht das erste große „Update“ von WGS84 seit 28 Jahren an: WGS84 wird zu WGS2012.
Grund:
Durch die neu verfügbaren Daten des Earth Gravitational Model 2008 wurde in Zusammenarbeit mit dem IERS beschlossen, daß die (zehnmal genaueren!) EGM2000-Daten sowie die durch das verheerende Erdbeben vor Japan verschobene Erdkruste sowie weitere Effekte eine Ablösung von WGS84 rechtfertigen, da die Genauigkeit in einzelnen Teilen der Welt doch teils deutlich von der heutigen Realität abweicht und WGS2012 weiterhin als „globales“ Modell angelegt ist.
Was hat das für Auswirkungen?
Nun die schlechte Nachricht: WGS2012 wird das zukünftige Standard-Referenzmodell für GPSr sein, d.h. es müssen alle GPSr angepasst werden, damit zukünftig ein einheitlicher Austausch von Navigationsdaten möglich bleibt. Für den Flug- und internationalen Schiffsverkehr hat das keine Auswirkungen, hier bestehen Wartungsverträge mit den GPSr-Herstellern, die rechtzeitig die betroffenen Geräte „fit“ für das neue System machen werden.
Geocacher haben es da schwerer: Sie müssen auf ein Update ihrer GPS-Geräte hoffen, um nicht auf einmal Abweichungen von ca. 15-25m auf ihren Geräten dargestellt zu bekommen. Für neuere Geräte wird das kein Problem sein, aber Altgeräte werden dann wohl auf den Elektroschrott wandern. Selbiges gilt für die Nutzer von Autonavigationssystemen, die wohl auch auf Updates hoffen müssen, um nicht auf einmal auf der Parallelstrasse „verortet“ zu werden. Die einschlägigen Geocachingportale planen nach Insideraussagen auch die Umstellung auf WGS2012, um zukünftig noch genauere Koordinaten anbieten zu können.
Fazit: Die Wissenschaft lässt sich nicht aufhalten und 28 Jahre sind eine lange Zeit ohne Updates zum grundlegenden Referenzmodell der Erde. Die Auswirkungen werden spürbar sein, vor allem aufgrund der anstehenden Neuanschaffungen von Besitzern älterer GPSr und den kurzen Auswirkungen auf den Luftverkehr durch das einspielen der Updates. Aber: Alles wird danach genauer sein!
[UPDATE] Erste Updates wurden von den Herstellern wohl schon ausgerollt: siehe hier